Das Bild zeigt mehrere Generationen

Barrierefrei Wohnen

Anthropometrie und Ergonomie

 

Jeder von uns hat doch schon mal Probleme in seinem Lebensumfeld. Sei es bei der Arbeit oder im Privatleben. Leider bestehen solche Probleme oft von Geburt an oder sie werden durch einen Unfall oder eine Krankheit zum Teil unseres alltäglichen Lebens. Auch der Alltag konfrontiert uns täglich mit einer Reihe von Umständen, die es erschweren können, sich frei zu bewegen oder Produkte oder Gebäude zu nutzen:

 

  1. Umweltveränderungen
    Nasse oder vereiste Straßen im Winter, extreme Temperaturen, Baustellen in der Nachbarschaft, starker Wind, Ausfall der Strom-, Gas- oder Wasserversorgung, schlecht angebrachte Gegenstände oder Schilder auf Straßen, verschlammte Wege, schlecht geparkte Autos, die Einführung neuer Technologien, mit denen wir nicht umgehen können und durch die wir uns ungeschickt oder schlecht vorbereitet fühlen.
  2. Persönliche Veränderungen
    Krankheiten, Allergien, ein Arm- oder Beinbruch, Bindehautentzündung, Verbrennungen, Schwellungen.
  3. Veränderungen der Lebensumstände
    Schwangerschaft, Versorgung eines Babys, Unterstützung eines Erwachsenen mit Mobilitätsproblemen

 

Unterschiede menschlicher Maße

Unterschiede bei Menschen gibt es jede Menge: Größe, Gewicht, Schulterbreite, Länge der Hände und Füße. Diese Unterschiede wurden gemessen, um daraus sogenannte anthropometrische Bevölkerungstabellen zu erstellen. Diese Tabellen werden dann genützt, um Produkte oder Räume zu planen, die für uns Alle nutzbar sind. Problematisch ist hierbei allerdings, dass viele Hersteller und Planer meistens das arithmetische Mittel dieser Tabellen anwenden. Ergebnis: Es entstehen Produkte, Dienstleistungen oder Räume, die nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung genutzt werden können. Ursache hierfür ist, dass sowohl die niedrigsten als auch die höchsten Werte für eine Vielzahl Mitglieder unserer Gesellschaft stehen. Sie dürfen daher nicht ignoriert werden. Daher müssen grundsätzlich alle Maße beachtet werden. Aber, wie erreicht man das?

 

  1. Beachtung maximaler und minimaler Werte: D.h. z.B. Türöffnungen, die breit und hoch genug sind, dass jeder hindurch passt, unabhängig von der Körpergröße und davon, ob noch etwas getragen wird oder ob man in einem Rollstuhl fährt.
  2. Einer Bandbreite statt einen einzigen Wert anbieten, so wie wir es. wie selbstverständlich ja auch bei unserer Kleidung kennen.
  3. Ein Produkt, das an unterschiedliche Maße angepasst werden kann, z.B. ein Tisch, dessen Höhe verstellbar ist.
  4. Hilfsmittel, die unterschiedliche Maße kompensieren, z.B. Toilettensitzerhöhungen.

Unterschiede bei der Wahrnehmung

Hauptproblem hier ist: Warnehmungsprobleme werden von anderen Menschen nicht bemerkt. Dies führt oft zu unabsichtlicher Diskriminierung. Der Verlust oder Teilverlust von Sinnen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Tasten) führt zu täglichen Problemen und kann sogar Gefahren verursachen: Für Menschen mit schlechtem Sehvermögen kann es eine große Anstrengung bedeuten, Informationen zu lesen, wenn wir jemanden mit lautem Schreien vor einer Gefahr warnen wollen, denken wir nicht daran, dass dieser Mensch gehörlos sein könnte oder wenn sich unser Tastsinn verändert hat (aufgrund Krankheit, hohen Alters oder niedriger Temperatur), dann laufen wir Gefahr, uns ernste Verbrennungen der Haut oder des Mundes zuzuziehen.

 

Unterschiede menschlicher Mobilität

Hand aufs Herz. Bei "Menschen mit Mobilitätsproblemen" denken wir meistens an Rollstühle und Gehhilfen. Aber es gibt eine große Vielfalt motorischer Probleme, die kaum beachtet werden:

 

  1. Menschen, die nur langsam gehen können, brauchen länger, um eine Straße an der Ampel zu überqueren.
  2. Für Menschen, die Probleme haben, ihre Beine zu heben, ist es sehr schwierig, Treppen zu steigen.
  3. Bei Einschränkungen in den Armen können wir Schalter in einer bestimmten Höhe nicht betätigen.
  4. Menschen mit Schwierigkeiten, den Hals zu bewegen, können daran gehindert sein, nach oben oder unten zu blicken.
  5. Linkshänder können Schwierigkeiten mit der Nutzung von Produkten haben, die für Rechtshänder entworfen wurden. Was also für die Einen eine Verbesserung bedeutet, kann für Andere einen Nachteil bedeuten.

 

Kognitive Unterschiede

Kognitive Veränderungen können unsere Möglichkeit, Informationen zu erhalten, unser Gedächtnis, unsere räumliche und zeitliche Orientierung und die Sprache beinträchtigen. Kognitive Veränderungen resultieren nicht immer aus Lernbehinderungen oder Altersdemenz, sondern können auch eine zeitlich begrenzte Antwort auf Stress oder Depression sein. Kognitive Veränderungen schließen Gedächtnisstörungen, Probleme räumlicher und/oder zeitlicher Orientierung und Schwierigkeiten, sich an die Lösungsschritte für ein Problem zu erinnern oder Schwierigkeiten beim Sprechen, Lesen, Schreiben oder Verstehen von Wörtern.

 

 

Aber schauen wir uns dies konkret an

Besondere Körper- und Bewegungsmaße


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Körperproportionen und Bewegungsflächen unterschiedlicher Menschen

Besondere Körper- und Bewegungsmaße können durch Alter, Krankheit oder Mobilitätsbeeinträchtigungen entstehen. Solche Beeinträchtigungen werden leider meist nur Gehbeeinträchtigungen und der Rollstuhl-/Rollatornutzung zugesprochen. Doch die Arten der Beeinträchtigung sind viel größer. So sind die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit, die Gehgeschwindigkeit oder die vorhandene Körperkraft ebenfalls Einflussfaktoren für anthropometrische und ergonomische Anforderungen an Bewegungsfläche, Greif höhe, Bedienbarkeit oder den Sichtbereich. Diese möchten wir Ihnen nachfolgend zeigen.

 

Platzbedarf mit Hilfsmittel


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Bewegungsflächen für verschiedene Hilfsmittel

50% der Nutzer von Gehhilfen (Geststock, Rollator, etc.) sind 60 plus. Ein Grossteil benötigt professionelle Assistenz oder pflegende Angehörige. Auch dies muss bei der Platzbedarfsplanung berücksichtigt werden.

 

Rollstuhlnutzung


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Bedarfsflächen

Rollatoren oder Rollstühle lassen sich nicht Lenken, wie ein Auto. Für einen Richtungswechsel müssen sie mehrmals hin- und herfahren. Planen Sie daher immer zusätzliche Wende- und Ausweichbereiche ein und Vermeiden Sie im Raum stehende Möbelstücke.

 

Umsetzflächen


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Transfermethoden Rollstuhl-> WC

Das selbständige Umsetzen vom Rollstuhl auf Stuhl, Bett, Sessel, WC oder einen anderen Rollstuhl ist für ein selbstbestimmtes Leben elementar. Der EUKOBA e.V. hat bereits 2013 für das Amt für Bauangelegenheiten der Landesregierung Tirol und die WKO Landesinnung Bau rund 2.600 Rollstuhlfahrer befragt, wie Sie den Transfer vom Rollstuhl auf das WC durchführen. Das Ergebnis war genauso überraschend, wie eindeutig. 88% der Befragten geben an, dass Sie den Transfer von vorne durchführen. Trotzdem sollte für alle Varianten ausreichend Bewegungsfläche eingeplant werden.

 

Unterfahrbarkeit


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Unterfahrbarkeit

Um auch im Sitzen gute Greif- und Bedienbereiche zu erzeugen (etwa in der Küche, dem Bad oder im Arbeitszimmer) ist eine teilweise oder vollständige Unterfahrbarkeit zu gewährleisten. Erfahrungsgemäß ist eine solche Unterfahrbarkeit ab einer Höhe größer 67cm Tischhöhe gegeben.

 

Greif- und Bedienbereiche


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Greif- und Bedienbereiche

Bedienelemente, wie Schalter, müssen einfach zugänglich und leicht erreichbar sein. Grundsätzlich sollte die Höhe bei 85 bis 105 cm liegen. Fest installierte Bedienelemente (Schalter, Steckdosen, Gegensprechanlagen) müssen für barrierefreie Lösungen nach EURECERT EU-GS 904 eine Einbauhöhe von 85cm und einen Abstand zu Raumecken von ≥ 60cm aufweisen.

 

Sichtbereiche


Abb.: © EUKOBA e.V./EURECERT® - Sichthöhen und Bewegungsbereiche

Mit der Alterung geht eine Einschränkung des Gesichtsfelds einher. Um ein gutes Sehen und Erkennen von z.b. Hindernissen im Stehen und Sitzen ohne Rückbeugung des Kopfes zu erreichen, muss diese Einschränkung bei der barrierefreien Planung unbedingt berücksichtigt werden. 

 

 

 

 

© EUKOBA e.V. / EURECERT®
Die Inhalte dieser Seite wurden produktneutral und werbefrei erstellt.
Alle Maßnahmen gelten als wohnumfeldverbessernde Maßnahmen gem. §40 Abs.4 SGB XI
Grundlage sind die geltenden Normen sowie die EURECERT® Güterichtlinie (EU-GS 904)