Das Bild zeigt mehrere Generationen

Barrierefrei Wohnen

Kontraste und Beleuchtung

 

 

Kontrastbestimmung

Messung des Kontrastes – Einfach und für jedermann

Viele von Ihnen haben sicherlich schon irgendwo den Satzschnipsel “… sind kontrastreich zu gestalten …“ gelesen. Was bedeutet das eigentlich und wie kann man mit einfachen Mitteln messen, ob man im Rahmen der Barrierefreiheit für Menschen mit Sehbeeinträchtigung seine Objekte kontrastreich gestaltet hat? Welche Farben oder Materialien kann man verwenden? Wie kann man als Planer oder Inhaber ohne lichttechnische Fachkenntnisse diese Fragen beantworten?

Mit der vorliegenden Richtlinie EU-GS 904 haben wir als Gebrauchswerte für Markierungen am Boden (z.B. Treppen oder Bodenindikatoren einen Kontrast von K ≥ 0,5 und für Beschriftungen und Markierungen auf transparenten Flächen (z.B. Glas) oder Schwarz/Weiß Darstellungen einen Kontrast von K ≥ 0,8 zwingend festgelegt. Generell gilt, dass die hellere der kontrastierenden Flächen einen Reflexionsgrad von ρ ≥ 0,5 (also ca. einen Hellbezugswert von 50) aufweist*.

 

* Sie kennen aus anderen Normwerken andere Werte? Richtig! Wir haben aufgrund von unterschiedlichen Lichtverhältnissen (z.B. Tag/Nacht oder Regen) eine optionale Abweichung von K= 0,1 einfließen lassen. Für die Barrierefreiheit ist grundsätzlich die Helligkeit einer Farbe von Bedeutung.
Wussten Sie eigentlich, dass ca. 8% Männer und ca. 0,6% Frauen eine Farbfehlsichtigkeit haben? Meist können diese ausschließlich Grauwerte und keine Farben erkennen.

 

Wir führen in unseren Prüfungen die Kontrastmessung mit lichttechnischen Messgeräten durch. Wie können aber Sie als Objektanbieter oder Inhaber eine Kontrastbestimmung ohne kostspielige Investition durchführen. Architekten, Planer oder Malermeister verwenden hierzu Farbfächer mit Farbkarten (siehe Abbildung oben), die Sie vielleicht aus dem Baumarkt kennen und die Sie kostengünstig im Internet z.B. bei ral-farben.de bestellen können. Wie kann man mit Hilfe dieser Farbfächer vorhandene Kontraste messen oder bei neuen Projekten planen? Wir erklären es Ihnen Schritt für Schritt.

© RAL gGmbH, Bonn

Schritt 1
Sie benötigen zur Bestimmung des Kontrastes z.B. einen RAL K7 classic Farbfächer des RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. Wir haben auf den folgenden Seiten die RAL-Farben dieses Fächers aufgelistet und jeweils in die Farbflächen den dazugehörigen Hellbezugswert Y eingetragen, den Sie zur Berechnung der Kontrastgröße benötigen-

Schritt 2
Ermitteln Sie nun mittels Abgleich mit den Farbkarten die beiden Farben, deren Kontrast Sie berechnen wollen.

Schritt 3
Nun können wir mit Hilfe der Michelson-Formel die Kontrastgröße berechnen. Setzt man nämlich für die Bestimmung des Hellbezugswertes Neutralweiß als Standardlicht ein, kann man in der Michelson-Formel auch den Hellbezugswert Y einsetzen:

Da es sich um ein Näherungsverfahren handelt, addieren wir beim ermittelten Ergebnis K grundsätzlich 0,1 Kontrastgrößen hinzu, um eine Fehlertoleranz auszugleichen.

Hierzu ein Beispiel:
Farbe 1: Y1= gerundet 18 (Y=18.03 /RAL 7005 Mausgrau)
Farbe 2: Y2=
Kontrast K = (80-18):(80+18)= 62:98= 0,63
Ergebnis: Die hellere Kontrastfläche erreicht mit HW=80 (der mit hoher Übereinstimmung dem Reflexionsgrad ρ=0,8 entspricht) die geforderte Helligkeit von ρ=0,5. Der Kontrast ist mit K=0,63 "visuell kontrastierend" (K=0,4) wobei die Toleranzfehlergröße von 0,1 berücksichtigt ist jedoch noch nicht "visuell stark kontrastierend" (K=0,7).

 

 

Reflexionsgrade unterschiedlicher Materialien

Metalle Farbanstriche, Baustoffe    

Reflexionsgrad ρ

Aluminium, hochglänzend

0,80-0,85

Aluminium, mattiert

0,50-0,70

Stahl, poliert

0,50-0,60

Weiß

0,70-0,80

Hellgelb

0,60-0,70

Hellgrün, hellrot, hellblau, hellgrau

0,40-0,50

Beige, Ocker, Orange, mittelgrau

0,25-0,35

Dunkelgrau, dunkelrot, dunkelblau

0,10-0,20

Putz, weiß

0,70-0,85

Gips

0,70-0,80

Beton

0,30-0,50

Ziegel, rot

0,10-0,20

Glas, klar

0,05-0,10

 

 

Unser Service: Hellbezugswerte Y von RAL Farben

Die RAL-Farben, des RAL (Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.) werden in der gesamten Geschäftswelt eingesetzt; die Farben wurden von RAL eindeutig nummeriert und benannt. Durch die Zuteilung der Farbnummern werden Missverständnisse vermieden. Die Farben aus der RAL Classic K7 Farbpalette haben wir ergänzt durch die passenden Hellbezugswerte Y und sie hier für Sie abgebildet. Jetzt können Sie durch Errechnen des Kontrastes schnell herausfinden, ob Ihre gewünschte Farbkombination auch kontrastreich genug ist. Bitte beachten Sie, dass die Anzeige von Farben im Print oder Digitalbereich niemals farbverbindlich ist.



© RAL gGmbH - Ein Service des EUKOBA e.V. Verwendung und Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des EUKOBA e.V. und der RAL gGmbH

 

 

Wir haben nun die Kontrastbestimmung mittels Michelson Formel kennengelernt. In Europa wird der visuelle Kontrast auf unterschiedliche Art und Weise festgelegt und gemessen. Neben Michelson kennen wir außerdem die Weber-Kontrastformel, die meist zur Berechnung von Kontrastwerten für kleine Elemente wie Symbole oder Text verwendet wird, die auf einer Oberfläche angebracht sind:

Der Kontrastwert ist positiv, wenn der Hintergrund dunkler als das Objekt ist; er ist negativ, wenn er heller als das Objekt ist. Die Kontrastwerte nach Michelson und Weber werden auf der Grundlage der Leuchtdichte der beiden kontrastierenden Flächen berechnet. Sowohl in der Michelson- als auch in der Weber-Formel kann zur Bewertung des Leuchtdichtekontrasts von matten Oberflächen, die in derselben Ebene liegen, die Leuchtdichte durch den Lichtreflexionswert jeder Oberfläche ersetzt werden. Der Kontrast wird unter Bezugnahme auf den Leuchtdichtekontrast bewertet, ohne Berücksichtigung von Farbunterschieden, da manche Menschen nicht in der Lage sind, einige oder alle Farben wahrzunehmen.

 

Lichtreflexionsgrad (LRV)

Mit dem Lichtreflexionsgrad kann der visuelle Kontrast zwischen zwei Bauteilen bestimmt werden. Je größer die Differenz, umso stärker der Kontrast. Eine kontrastreiche Gestaltung der Räume unterstützt Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen und erleichtert die Orientierung. Wenn sich zum Beispiel Objekte kontrastreich von der Wand abheben und verschiedenfarbige Bodenbeläge Zonen schaffen, steigt die Eigenständigkeit für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen. Eine kontrastreiche Gestaltung ist im Bereich barrierefreies Wohnen elementar.

Der Lichtreflexionsgrad gibt an, wie viel Licht eine Farbe reflektiert oder absorbiert. Dieser Wert wird auf einer Skala von 0 bis 100 bestimmt.

  • Null gilt als "absolutes" Schwarz
  • 100 als "perfekt" reflektierendes Weiß

Aber ein absolutes Schwarz oder perfekt reflektierendes Weiß existiert in unserem Alltag nicht.

 

Kontrastdiagramm für große Flächen, Gefahrenstellen und Beschilderungen (vgl. DIN 32975)


Schlüssel:
1 akzeptierte Kombinationen für große Flächen, K ≥ 40%, mit LRV1 ≥ 50 Punkte
2 akzeptierte Kombinationen für Gefährdungen, K ≥ 70%, mit LRV1 ≥ 50 Punkte
3 akzeptierte Kombinationen für Beschilderung, K ≥ 70%, mit LRV1 ≥ 50 Punkte

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Alle Maßnahmen gelten als wohnumfeldverbessernde Maßnahmen gem. §40 Abs.4 SGB XI
Grundlage sind die geltenden Normen sowie die EURECERT® Güterichtlinie (EU-GS 904)